Mal einige Anmerkungen aus konkreter beruflicher Erfahrung:
Prinzipiell sind VPS und dedizierte server, was Überwachung angeht, ziemlich gleich zu bewerten. Der wesentliche Unterschied (der für so manches ziemlich egal ist) liegt darin, dass ein VPS eben nur eine virtuelle Maschine ist. In diesem Zusammenhang könnte es interessant sein, warum VPS überhaupt entstanden:
Als es (vor laaanger Zeit *g) nur entweder hosting (also einfach webspace) oder aber dedizierte server gab stellten sich bei Betreibern 2 Fakten heraus:
a) Sehr viele Kunden brauchten mehr als webspace aber auch viel weniger als gleich einen dedizierten server
b) Über 95% der dedizierten server liefen grade mal auf 5% - 20% ihrer Leistungsfähigkeit.
Es lag nahe, da eine Lösung zu finden, genauer, eine spezifische Lösung, denn einen (allerdings dafür nicht gedachten) Urvater der VPS gab es schon lange, z.B. in Form von BSD jails.
Wie funktioniert Überwachung eigentlich?
Erst mal: Dazu geht kein Admin an einen VPS- oder server-port. Wenn, dann wird das über port mirroring am switch gemacht.
Auch: Ein VPS server hat genau so eine (oder mehrere) IP Adresse(n) wie ein dedizierter server.
Übrigens ist es auch ziemlich egal, was für Prozesse auf einem VPS laufen. Verstösse, die für einen Betreiber/Hoster relevant sind, können auf beiden laufen und der Hoster kann auch, wenn er wirklich muss, in jeden server rein. Tut er aber praktisch nie. Weil er a) die IP blockieren oder aber (häufiger) den entsprechenden traffic bzw. port blockieren kann.
Der einzige wesentliche Unterschied ist der, dass der Hoster bei VPS auch auf die hosts (die physischen Systeme, auf denen die VPS laufen) gucken muss und es da nicht nur "Bandbreitensäue" sondern eben auch "CPU und Speichersäue" gibt, was aber mit modernen VPS zunehmend weniger eine Rolle spielt.
Summary: Was Überwachung angeht, ist es völlig egal, ob man einen VPS oder einen dedizierten server nimmt.
Einen wichtigen Punkt gibt es aber: Überbuchung.
Manche, besonders Billiganbieter, die VPS für 2,99/Monat anbieten, überbuchen die host server, so dass man zwar für sehr wenig Geld ein VPS hat, dieses aber lahm und problematisch läuft.
Wer etwas weiter denkt, wird sich auch fragen, wie gut wohl der service und die Infrastruktur von so einem Billigsthoster sind ...
Das entscheidende Kriterium ist die Programmlast. Wer eine Seite mit eigenem Datenbank-server und intensiven und vielen PHP Prozessen hat, der sollte einen dedizierten (und entsprechend dimensionierten) server nehmen. Wenn es primär um Traffic geht, dann ist ein VPS völlig ausreichend.
Mal zum Vergleich: In vielen Home Routerboxen sind CPUs drin, die kaum mit einem uralten 386er PC mithalten könnten und oft auch nur 8 -64 MB Speicher. Diese Büchsen können trotzdem problemlos 50MBit durchschleusen.Auch in sehr vielen besseren und professionellen Routern, die Gigabit/Sekunde verarbeiten und/oder x100MB an SSL verschlüsseln, ist oft grade mal 128MB Speicher und eine CPU drin, die selbst einem alten Pentium kaum gewachsen ist.
Kurz: Ein VPS ist leistungsmäßig mehr als locker ausreichend für Tor oder ähnliches. Auch wenn es um Gigabit/Sekunde geht.
Im übrigen ist die Frage VPS oder dedizierter server sowieso müßig für ein Tor Projekt, weil die Kosten (wie bei den meisten servern) a) in Infrastruktur und b) in Bandbreite liegen. Wenn man Terrabytes pro Monat durchschieben will, dann ist der preisliche Unterschied zwischen dediziert oder VPS vernachlässigbar.
Ausserdem gibt es einen wunderbaren Kompromiss: Einen *kleinen* (oder älteren) dedizierten server oder einen Atom server. Die sind zunehmend beliebt und verfügbar. Großer Nachteil: kein Ilo/IPMI.
Ich persönlich würde aus Erfahrung einen guten VPS nehmen. Einfach weil features und balance stimmen.
Und *was* braucht man eigentlich an Leistung und features?
Das hängt unmittelbar mit der Frage zusammen, wie viel Eure "user" verbraten. Daumen mal Pi Regel: Ein nicht extremer (saugen rund um die Uhr) aber recht intensiver user verbraucht im Monat ca. 100GB (also deutlich weniger als die meisten vermuten). Und da ist *alles* drin, auch Filme saugen, intensives surfen, (hoffentlich hübsch) nackte Frauen anglotzen ... eben alles, was intensive user so alles machen *g
Auch das ist ein wichtiger Punkt für euch. Weil man nämlich, jedenfalls als nicht kommerzieller Anbieter, wie ihr hier, kein Angebot für "alles und immer über Tor" haben muss. Es ist ja wohl zumutbar, dass die user hier 2 Browser verwenden, 1 für normal (ohne proxy) und einen, der auf Tor eingestellt ist für sensiblere Sachen.
Und schwupps seid ihr bei 5-10 GB pro Monat und user - und damit auch in einer realisierbaren Preisregion.
Auch sehr wichtig: *Wo* so ein server steht.
Deutschland, England, Frankreich muss man wohl im Hinblick auf Anonymität abhaken.
Aber auch Schweden ist bei weitem nicht so gut wie sein Ruf. Was früher mal ein guter Tip war (z.B. prq.se) ist heute a) schweineteuer und b) komplett unter amerikanischer Kontrolle. Nicht juristisch. Aber faktisch tanzen die schwedischen Behörden genau so wie die Musik aus den usa es vorgibt. Also, lieber abhaken.
Wirklich sehr gut ist Island - aber leider auch unbezahlbar für Privatleute.
Ergebnis: Holland oder Ostblock. Im Osten kommt (bedingt) die Tschechei und ansonsten (bedingt) Litauen/Estland oder aber Rumänien oder Ungarn in Frage. Ich persönlich würde Rumänien und Holland in der Endausscheidung sehen.
Bei der Bezahlung wirds nochmal eng. Noch nehmen nur wenige Hoster E-Geld (LR,UC, etc.) und ich vermute mal, dass hier auch niemand eine anonyme Visa Card hat.
Noch zwei praktische Tips:
Einigt euch auf einen "Chef", der das Sagen hat und die Zugangsdaten. community-Projekte scheitern nicht selten an persönlichem Hick-Hack (Wer heute dein Kumpel ist, ist morgen vielleicht der "Feind" der ganz alleine so viele server resourcen verbraucht wie 3 andere).
Und nehmt lieber kein Linux sondern was ernst gemeintes, z.B. BSD auf KVM oder XEN (HVM). Grund: Was meint ihr wohl, welche Art Büchsen staatliche hacker bevorzugt aufmachen? (Tip: Wenn du eine Tor Büchse knackst, dann hast du den Traffic ziemlich vieler Leute und zwar Leute, die Daten verschicken, die du (Staat) nicht sehen sollst ...)
Und bitte keinen flame war, jetzt. Ich mag Linux, hab's privat am Laufen. Aber doch nicht für was wirklich Sensibles.
Falls noch Fragen bestehen ...